Im Fokus – Interview im Stadtblatt
Frauke Böni, seit wann interessieren Sie sich für Politik?
Ich hatte viel Glück im Leben und möchte den Menschen gern etwas zurückgeben. Ich habe keine parteipolitische Karriere hinter mir, sondern eine gesellschaftspolitische. So gründete ich den Mittagstisch, war Präsidentin des Frauenvereins und schloss mich mit dem Blauen Kreuz zusammen. Die damalige Kandidatur für den Stadtrat war der nächste logische Schritt.
Wieso engagieren Sie sich für Politik?
Ich hatte immer viel mit der Stadtverwaltung zu tun, wurde an runde Tische einbezogen, bin gut vernetzt. Zudem habe ich immer grosse Freude, etwas zu bewegen und mitanzupacken.
Wie bringen Sie Politik, Familie und Freizeit unter einen Hut?
Mein Amt als Stadträtin entspricht etwa einem 70- bis 80-Prozent-Pensum. Als unsere Kinder noch zur Schule gingen, war ich zu 100 Prozent Familienfrau. Erst später habe ich wieder Teilzeit gearbeitet. Die vielen Ämter daneben waren alles Freiwilligenämter. So habe ich mich à jour gehalten. Mein Mann unterstützt mich sehr, denn es gibt Wochen, da bin ich keinen Abend zu Hause.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag als Stadträtin aus?
Ich arbeite oft im Homeoffice, zum Beispiel wenn ich Akten studiere. Dazu kommen Sitzungen im Stadthaus, aber auch im Zürcher Unterland oder der Stadt Zürich. Immer wieder besuche ich Weiterbildungsveranstaltungen. Repräsentationspflichten nehme ich sehr gerne wahr. Man muss eine hohe Verfügbarkeit an den Tag legen. Das ist schon eine Herausforderung.
Worin liegen die grössten Herausforderungen für Sie als Politikerin?
Eine grosse Herausforderung ist die Vielfalt der Themen, die zwar einzeln bearbeitet werden, aber doch auch stark voneinander abhängen. Wenn man an einem Rad dreht, hat es immer Einfluss auf etwas anderes. Es ist nicht immer einfach, tragfähige Lösungen zu finden. Es gibt zudem vieles, das gesetzlich geregelt ist. Dabei ist der Spielraum sehr klein, vor allem wenn etwas auf einer höheren Ebene wie zum Beispiel vom Kanton vorgegeben ist. Es ist mir auch wichtig, nicht das Augenmass zu verlieren und die Menschen zu motivieren, selbst Verantwortung zu übernehmen. Ein Tiefpunkt waren die Budgetkürzungen für das Jahr 2025 durch das Parlament. Da war ich echt frustriert. Schliesslich geht es in meinem Ressort immer um Menschen, welche auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sind.
Wo sehen Sie Ihre Stärken und Schwächen?
Ich bin zuverlässig, kann gut auf Menschen zugehen, spüre ihre Bedürfnisse. Zudem habe ich eine hohe intrinsische Motivation. Ich sehe mich als Brückenbauerin, kann Verantwortung übernehmen und zu allfälligen Fehlern stehen. Manchmal bin ich vielleicht ein wenig zu vertrauensvoll und zu optimistisch. Trotzdem habe ich auch mit diesen Eigenschaften mehr gute als schlechte Erfahrungen gemacht. Ich wünschte mir manchmal ein wenig mehr Vertrauen in mich selbst.
Welche Fähigkeiten muss man zwingend für ein solches Amt mitbringen?
Man muss offen sein, eine positive Haltung haben, versuchen, auf alle Beteiligten einzugehen. Zudem lohnt es sich, zu erklären und genau aufzuzeigen, wie die Situation ist. Richtig zu kommunizieren, ist sehr wichtig. Das fördert die Akzeptanz.
Verraten Sie uns zum Schluss einige persönliche Dinge aus Ihrem Leben?
Als ich von Deutschland in die Schweiz kam, um bei der Ems Chemie zu arbeiten, wurde ich am Zoll zu einer Tuberkulose-Kontrolle aufgeboten und musste mich röntgen lassen. Das war damals obligatorisch. Bei der Ems-Chemie habe ich meinen Mann kennengelernt. Zusammen verbrachten wir beruflich zwei Jahre in China und Thailand. Das war eine sehr spannende und prägende Zeit. Viele Erfahrungen aus dieser Zeit habe ich mitgenommen. Das kommunistische China fand ich damals interessanter als Thailand. Ein- bis zweimal pro Woche trifft man mich auf dem Rennvelo an. Ich bin in einem Veloclub. So habe ich das ganze Zürcher Unterland und das Weinland kennengelernt. Im Winter mache ich gerne Skitouren und bin generell gern in der Natur. Auch Kultur interessiert mich. Ich mag Theater, Opern, lese gern. Der Austausch mit Freunden und Bekannten ist mir sehr wichtig – gerne auch bei einem Apéro mit einem Glas Wein, italienischen Häppchen wie Prosciutto, eingelegten Tomaten, Oliven und frischem Brot. Einfach plaudern und geniessen.
Mit Ruth Hafner Dackerman, publiziert am 3.9.2025 Foto: © Ruth Hafner Dackerman
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